Berthelsdorfer Ge(h)schichten
Das waren Zeiten, in der Kindheit, ...damals in Berthelsdorf
Täglich die Welt neu zu entdecken,...
Auf dem Weg zur Schule kannte man jeden Busch, jede Abkürzung und jeden Umweg. Es war unsere Zeit und unser Dorf!
Doch die Zeit läuft weiter und vergeht, wie auch die Kindheit.
Zeit verändert alles und blickt man heut zurück sieht man es an vielen Ecken in unserem Ort.
Die Heimat hat sich weiter entwickelt, sie sieht an vielen Stellen irgendwie anders aus. Es ist zwar immer noch das gleiche Dorf, doch das Kleid seiner Erscheinung hat sich verändert.
Hier ist ein buntes Stück Stoff verschwunden, da eins dazugekommen. Hier sind ein paar alte unschöne Löcher weg und dafür plötzlich an anderer Stelle wieder kleine neue entstanden. Dort war vorher viel grau und plötzlich ist an gleicher Stelle alles bunt.
Aus Sträuchern und Büschen entstanden Wälder.
Kleine Bäume ragen inzwischen haushoch in den Himmel.
„Geheime“ Trampelpfade, ja sogar ganze Wege sind weg.
Hier und da wurden alte Häuser abgerissen, sogar ganze Gebäudekomplexe sind verschwunden,... neue Häuser wurden gebaut.
Die Zeit verändert alles!
Also drehen wir doch an der Uhr und reisen wir in der Geschichte unserer Heimat einfach einmal einige Jahre und sogar Jahrhunderte zurück.
Wie mag es damals ausgesehen haben?
Und was hat sich nicht schon alles seit unserer Kindheit verändert?
Unser Zuhause mit den Augen unserer Grosseltern entdecken.
Das Gesicht unseres Dorfes hat sich verändert,... doch es lächelt immer noch!
Man muss nur genau hinschauen....
Die Ziele unserer Vereinsarbeit sollen durch eigene Ideen, Projekte und durch enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, mit örtlichen Vereinen und Behörden, mit Firmen, Geschäften und Arbeitgebern erreicht werden. Insbesondere Zuzügler und die regionale Jugend sollen für die Ziele des Vereins gewonnen werden.
Vor diesem Hintergrund und Dank der fachlichen Unterstützung durch zahlreiche Mitglieder, welche schon seit Jahren aktiv in der Geschichts- und Archiverforschung zu unserem Ort tätig sind, ist aus einer Idee mittlerweile ein sehr gut fundiertes Projekt entstanden.
Und genau darum geht es bei unserem Projekt – um die Dorfgeschichte.
Einige Mitglieder arbeiten seit über einem Jahr bereits gemeinsam mit der fachmännischen Unterstützung durch Holger Rohland an den Vorbereitungen zur Planung eines Rundweges oder Wanderweges durch unseren Ort.
Dabei soll die Idee der «Berthelsdorfer Ge(h)schichten» aufgegriffen werden, welche anlässlich der 700 Jahr Feier des Ortes im Jahre 2017 einen enorm regen Zuspruch in der Region erfuhren.
Es soll dabei ein Rundweg durch unsere Gemeinde entstehen, der an verschiedensten Stationen an vergangene sowie aktuelle markante Punkte, Gebäude und Stationen erinnert.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei historisch wichtigen Orten im Dorf, welche schon teilweise zur Zeit des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf das Ortsbild prägten.
Zugleich soll auch umgebaute oder längst abgerissene Gebäude und Objekte jüngerer Geschichte erinnert werden, die das Leben im Ort und der Region über Jahrzehnte begleitet und markiert haben, aber heute so nicht mehr zu finden sind, wie das Kino, Pauls Fabrik und viele andere.
An allen so ausgewählten Punkten im Dorf sollen grossflächige, wetterfeste und bedruckte Informationstafeln aufgestellt werden.
Neben einem ausführlichen Informationstext werden auch ein paar historische Aufnahmen auf diesen Tafeln zu finden sein. Da selbstverständlich nicht alle Details zu den Objekten und Gebäuden auf den Tafeln Platz haben, ist weiterhin angedacht, jede Tafel per QR Code interaktiv mit weiteren Hintergrundinformationen aus dem Internet zu verknüpfen.
Dabei wird von mittlerweile fast 20 Stationen im Dorf ausgegangen, welche natürlich schon aktuell bestehende Sehenswürdigkeiten miteinschliessen.
Wir wollen so besonders für die jüngeren Generationen einen Teil zur Erhaltung eines lebendigen Ortsgedächtnisses beitragen, aber gleichzeitig auch möglichen Touristen, Besuchern und Gästen die Geschichte unsers Dorfes näherbringen.
Highlight dieser «Reise durch die Zeit»» bildet dabei mit dem Zinzendorf- Schloss das aus geschichtlicher und denkmalschutztechnischer Sicht bedeutendste Gebäude im Ort.
Der geplante 6 km Rundweg mit seinen Stationen umfasst folgenden Stationen und enthält an seinen verschiedenen Info-Punkten neben den Informationen zum Objekt vor Ort auch einige Details zur näheren Umgebung:
- Kreuzung Herrnhuter Straße / Südstraße (Sportplatz, Unitätshäuser, Lindenallee)
Neben dem 1950 in einer ehemaligen Lehm- und Sandgrube entstandenen Sportplatz ist an diesem Standort mit der 1750 angelegten Lindenallee und den 1790 errichteten Wohnhäusern der Unitätsdirektion die Verbindung des Ortes zu Herrnhut deutlich sichtbar. - Mädchenheim (Rettungshaus, Spinnschule -> Kindergarten, Pauls Gut)
Mit der Einrichtung einer „Spinnschule“ und wenig später einem „Rettungshaus“ für Mädchen in der Mitte des 19. Jahrhunderts bezeugt dieser Standort frühe und bis heute andauernde Bemühungen um die Förderung von benachteiligten Menschen. - Marx Fabrik (Kino, Marx Fabrik, Café Kern, Drei Linden)
Mit der Marx'schen Fabrik wird dieser Standort vom größten industriellen Unternehmen geprägt, welches je in Berthelsdorf existierte. Darüber hinaus ist mit dem Kino hier ein weit über die Grenzen des Ortes wirkendes Kulturobjekt nachzuweisen. - Kreuzung Südstraße / Siedlung (Siedlung, Südstraße 1, Kleinbahn, Teich)
An dieser Stelle soll an die von 1892 bis 1945 durch den gesamten Ort rollende Schmalspurbahn Herrnhut - Bernstadt erinnert werden, welche sowohl für die Bevölkerung als auch für die ansässigen Unternehmen von großer Bedeutung war. - Teichdamm (Oberer Gasthof, HAPA, Schwenckfelder-Häuser)
Besonders hervorhebenswert an diesem Standort ist neben dem später industriell genutzten Gasthof vor allem die Existenz des weltweit einzigen im Original erhaltenen Bethauses der Anhänger des schlesischen Reformators Kaspar Schwenckfeld. - Spitze (Fichtelrode, Oberer Hof, Gasthof „Zur Spitze“)
Von diesem Standort gut sichtbar liegen am Ortsrand die Baulichkeiten des „Oberen Hofes“, dem über längere Zeit existierenden Herrensitz von Ober-Berthelsdorf. Mit „Fichtelrode“ ist hier außerdem eine Epoche der Erweiterung des Siedlungsgebietes des Ortes nachweisbar. - Nordstraße 12 (Mühlgut, Luftbad, Mühlgraben)
An diesem Standort befand sich einst eine zur Ober-Mühle gehörende Landwirtschaftsfläche, auf welcher 1919 ein Luft- und 1925 sogar ein Schwimmbad errichtet wurde, welches mit Wasser aus dem zur Obermühle führenden Mühlgraben gespeist wurde. - Obermühle (Obermühle, Ölmühle -> Gerberei Rohland, HAPA, Drogerie)
Bis zum Abriss 2018 gehörte die „Obermühle“ zu den ältesten und durch Umgebinde im Obergeschoß architektonisch wertvollsten Gebäuden des Ortes, in welchem zusammen mit den Nachbargebäuden eine Leder-, nach 1942 dann Pantoffelfabrik betrieben wurde. - Pauls Fabrik (Fabrik, Teich, Kaufhalle/Grundschule)
An diesem Standort befand sich bis zu ihrem Abriss 2009 die 1853 gegründete Samtkordfabrik und Färberei der Gebrüder Paul. Mit dieser ersten, 1886 auf mechanischen Betrieb umgestellten Textilfabrik begann die Industrialisierung unseres Ortes. - Burg (Burg, Renger-Schmied, Heinrich-Schmied)
An dieser Stelle kann die Bedeutung der Dorfauenbebauung im 18. und 19. Jahrhundert besonders deutlich gemacht werden. Die entstehenden Dienstleistungs- und Handelsunternehmen waren von substanzieller Bedeutung für die Entwicklung des Ortes. - Eiche (Stockhaus, Feuerwehr)
Das Gebäude Schulstraße 6 wurde ab 1807 als Stockhaus (Gefängnis) genutzt. Unmittelbar angrenzend befand sich auch das Spritzenhaus der 1887 in der „Siegeseiche“ gegründeten Freiwilligen Feuerwehr. - Kretscham (Kretscham, Schießstand, Milchviehanlage)
Der hier befindliche Kretscham war seit frühester Zeit Gerichtsort des Dorfes. Hier tagte das Patrimonialgericht, welches zur niederen Gerichtsbarkeit zählte. Zusätzlich besaß der Kretscham die Schankgerechtigkeit, war also auch Gasthof und gleichzeitig ein Bauerngut. - Pfarrhaus (Kirche, Friedhöfe, Pfarrhaus)
Dieser Standort markiert das geistliche Zentrum des Ortes. Neben der 1317 ersterwähnten und dem heiligen Jacob geweihten Kirche sind das Pfarrhaus, in seiner heutigen Form aus dem Jahre 1879 stammend, sowie die beiden Friedhöfe kulturhistorisch bedeutsam. - Schule (Schule, Pionierhaus, Molkerei -> Kindergarten)
An dieser Stelle kann die mehr als 300jährige, 2005 beendete Schulgeschichte des Ortes dokumentiert werden. Das heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzte Gebäude geht in der Grundsubstanz auf den Schulhausneubau von 1849 zurück. - Hauptstraße 99 (Sonne -> Broilerstübel, Harz)
Das Haus Hauptstraße 64 diente mehr als 100 Jahre als Gasthaus. Hier fand am 13. April 1946 in Anwesenheit von 80 Parteimitgliedern die Vereinigung der Ortsgruppen von KPD und SPD zur SED statt. Schräg gegenüber beginnt der Weg zur „Alten Försterei“, der im Volksmund „Harz“ genannt wird. - Neuberthelsdorfer Straße 5 (Klix'sches Gut, Forsthaus, Neuberthelsdorf)
Das ehemalige Forsthaus der Brüderunität ist der Nachfolgebau des dritten Herrensitzes des Dorfes, dem von Nieder-Berthelsdorf. Benannt nach dem Geschlecht derer von Klix ist hier die von 1581 bis 1727 währende Dreiteilung des Ortes sehr gut nachvollziehbar. - Neuberthelsdorfer Straße 1 (Engelmann, Kränke, Ahne, Niedermühle)
Auch an diesem Standort kann mit der sogenannten „Kränke“ ein weiteres Stück Ortserweiterung nachgewiesen werden. Darüber hinaus ist hier mit der später als Sägewerk fungierenden Niedermühle die Bedeutung der Nutzung der Wasserkraft im Ort darzustellen. - Radweg bei Heinrich (Mittelmühle und ehemaliger Festplatz)
Die mittlere der drei Wassermahlmühlen, die „Haschkemühle“, benannt nach deren seit 1836 nachweisbaren Besitzerfamilie, war die am längsten als Getreidemahlmühle tätige Mühle des Ortes. Sie war als solche bis 1945 voll in Betrieb. - Festplatz (Bahnhof)
Dort wo sich heute der Festplatz des Dorfes befindet, existierte bis 1945 die „Haltestelle Berthelsdorf“ der Schmalspurbahn.
Die Umsetzung des Projektes wird mit Herstellern und Anbietern aus unserer Region realisiert.
Bezüglich möglicher Platzierungen der Infotafeln werden alle Grundstücksabklärungen vor dem Aufstellen der Infotafeln abgeklärt und im privatrechtlichen Bereich schriftlich festgehalten.